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Erlebniswelt LauterAAREquelle

Wie jedes Jahr stand die Wanderung zur Lauteraarhütte auf dem Programm. Der Titel und die Beschreibung waren vielversprechend:

Erlebniswelt LauterAAREquelle - wir kommen in eine andere Welt und sehen das Lauteraar ganz anders, am Sonntag ist das Wetter ungewiss, wir lassen uns überraschen und passen das Programm spontan an.
Wie sich dies bewahrheitet hat, lest ihr in den folgenden Zeilen.

Um 6:30 Uhr fuhren wir in Zofingen los. Wir, das sind, Dominik, der Tourenleiter und Chauffeur mit den Teilnehmern Regula, Thomas, Lilian, Christoph und Jeannette. Nach einem Kaffeestopp im Restaurant Bären in Guttannen fuhren wir weiter Richtung Grimselpass. Um 09:00 Uhr ging es ab dem Grimsel-Summerloch zu Fuss weiter. Über mehrere Treppen-Steinstufen steil hinauf und bevor es wieder etwas abwärts ging, hatten wir einen wunderbaren Blick hinunter zu den beiden Grimsel-Staumauern und bestaunten den Bau der neuen Staumauer (Bauzeit 2019 - 2025), die vor die alte gebaut wird.

Nach einem kurzen, unbeleuchteten, in den Felsen gehauenen Tunnel gings auf der Nordseite des Grimsel-Stausee weiter taleinwärts. Wir bemerkten schon bald, dass der Boden noch feucht war und dass der Wasserfall vom Juchlibach*, den wir über eine Brücke passieren konnten, viel mehr Wasser als üblich zu Tale führte. (*Der Juchlibach kommt mitten aus dem Berg und ist ein künstlicher Bach, welcher das Wasser aus dem benachbarten Bächlital - welches durch einen Stollen durch das Massiv des Brünberges hindurchgeleitet wird - in den Grimsel-Stausee entleert). Der Wetterbericht meldete ab ca. 14:00 Uhr Regen mit anschliessendem Gewitter. So gingen wir stetig vorwärts und beschränkten uns auf wenig und kurze Pausen. Am Ende des Grimsel-Stausees, kurz nach dem grossen Steinmannli mit buddhistischen Gebetsfahnen, dem sogenannten «Gletscherweib», stiessen wir auf René und Lisa, die schon frühmorgens den Weg unter die Füsse genommen hatten und mit einem Riesenpickel fleissig den Weg von hereinhängenden Pflanzen säuberten, Steine wegräumten und Wegmarkierungspfosten setzten.
Beim «Zmittagstein», im Aufstieg über den Schuttkegel vom Hinteren Brandlamm Richtung Triftbach trennte sich unsere Gruppe. René, Dominik, Thomas und Lisa kümmerten sich weiterhin um einen hindernisfreien Hüttenweg. Ein grosses Dankeschön, dass sie den riesigen und mega schweren Steinbrocken (ca. 1.2 m x 1.2 m) vom Weg wegräumen konnten. Wie sie das geschafft haben, bleibt ihr Geheimnis. Da muss eine Zauberhand im Spiel gewesen sein.

Während die einen «murksten» und «schafften», gingen wir anderen weiter. Kurz darauf hatten wir 3 Bergbäche zu überqueren, deren Wasser nur so zu Tale sprudelte und die Steine, die als «Brücke» dienen konnten, nur schwach aus dem Wasser ragten. Mit Hilfe der Stöcke, Konzentration und gutem Gleichgewicht, schafften es alle, zügig die Bäche zu überqueren. Auch wenn die Schuhe kurz im Wasser standen, blieben alle trocken. Sogar ein Stock, der entglitt, konnte akrobatisch gerettet werden.

Überglücklich erreichten wir die Lauteraarhütte auf 2393 müM und waren dankbar, dass der heftige Regen erst einsetzte, als alle in der Hütte angekommen waren. In der trockenen Hütte genossen wir den Apéro bestehend aus einer feinen, schön hergerichteten kalten Käse- und Fleischplatte und Wein. Später das feine Znacht mit Suppe, Älplermagronen und Zitronencrème. Ein herzliches Dankeschön an Claudia und Stefan, den Hüttenwarten, die uns so nett bewirtet und köstlich verwöhnt haben. Während wir es uns in der Hütte gemütlich gemacht hatten und es nach diesem Hüttenaufstieg keinesfalls an Gesprächsstoff fehlte, regnete es draussen immer heftiger. Später setzten Gewitter ein, die einem das Fürchten lehrten. Zum Glück waren wir in der Hütte in Sicherheit und im Trockenen. Einzig der Toilettengang musste gut geplant sein, denn der Weg von der Hütte zur «Dependance» hatte sich innert Kürze in ein Bächli verwandelt.

Gegen Morgen hatte sich das Wetter etwas beruhigt. Um 7:00 Uhr Frühstück, kurz darauf Verabschiedung vom Hüttenwartpaar und Start ins grosse Abenteuer. Die Wegunterhaltstruppe mit etwas Vorsprung, danach die anderen Hüttenbesucher gestaffelt, kurz nacheinander. Alle waren gespannt, wie der Hüttenweg nach dieser Nacht aussehen wird, was uns erwarten könnte, ob es überhaupt möglich ist, ins Tal abzusteigen. Nach ca. 30 Min. erreichten wir den ersten Bach. Grosses Staunen, wie sich die Situation seit dem Aufstieg verändert hatte. Die Steine, die die Wegtruppe am Vortag nach unserer Überquerung noch platzierte, um ein sicheres Durchgehen zu gewährleisten, waren weg, weggeschwemmt. Unfassbar. Es folgte eine heikle Bachüberquerung, die Dank Teamwork, für alle Hüttenbesucher, die absteigen wollten, möglich war. Um keine nassen Schuhe zu erhalten, wurde die Variante «barfuss» empfohlen. Die mit kurzen Beinen krempelten nicht nur die Hosenbeine hoch, sie zogen gleich die Hosen aus. So gings los, ins kühle Nass, alles in wasserfeste Säcke verstaut und die Bergschuhe um den Hals gehängt.
René und Thomas standen im eiskalten Wasser (teils bis zu den Oberschenkeln) und halfen allen Gruppen, den mittleren Teil des sprudelnden Baches zu überqueren, während andere beim Ein- und Ausstieg zur Hilfe standen.

Nach einigen Bächen, die allein überquert werden konnten, folgte nochmals einer, der viel Wasser führte und die Steine zum drauf stehen kaum sichtbar waren. Da nahmen wir gerne wieder die Hilfe von René und Thomas in Anspruch, die mitten im Bach standen. Ein trauriger Blick talwärts. Der noch am Vortag bestens freigelegte Weg über den Schuttkegel war im unteren Teil verschüttet. Ein neuer Weg musste gesucht und provisorisch markiert werden. In der Nacht war ein Teil des Unteraargletschers abgebrochen. Die Eisbrocken wurden weit Richtung Grimsel-Stausee geschwemmt. Im Tal war ein breiter, reissender Fluss entstanden. Man hörte das Poltern der Steine, die im Flussbett unter dem Wasser herumgewirbelt wurden. Bei der Sandbank wurde der Weg weggeschwemmt. Die Ebene hatte «plötzlich» mehrere Bäche, die Richtung Tal flossen und ähnelte einem Sumpfgebiet. Das Wasser floss teils direkt in der Mulde des Wanderweges und dort, wo dieser von Büschen umgeben war, gab es kein Durchkommen. So suchten wir uns einen neuen Weg, mehr bergwärts, bis wir auf Seehöhe wieder auf den ursprünglichen Wanderweg stossen konnten.

Das Wetter war wechselhaft. Eine kurze Zeit hellte es auf und wir waren zuversichtlich. Doch es regnete immer wieder und so marschierten wir zügig weiter talauswärts. Der Wasserfall beim Juchlibach hatte sich um das x-fache vergrössert. Die Wassermengen donnerten mit Kraft Richtung Grimsel-Stausee hinunter und schafften es nur knapp, unter der Brücke durchzufliessen. Beim Überqueren der Brücke hatte man das Gefühl, als würde eine Giesskanne über unseren Köpfen ausgeschüttet und die Gischt war noch lange nach dem Brückenende spürbar. Jeder, der bis hierher noch trocken war, war nach der Brückenüberquerung definitiv nass. Auf dem letzten Streckenabschnitt hatten wir noch einige Stufen und Höhenmeter auf- und abwärts zu überwinden. Zu unserer Freude liess sich die Sonne doch noch blicken. Bei den Autos angekommen, schlüpften wir in trockene Kleider und fuhren überglücklich nach Guttannen, wo wir uns im Bären vor der Heimfahrt fein verköstigten.

Was für ein Wochenende! Die Tourenausschreibung traf im wahrsten Sinne des Wortes zu!

Herzlichen Dank an Dominik, für die top organisierte Tour inkl. Hütten-Apéro, dem Wegunterhaltsteam und Helfern bei den Bachüberquerungen und allen Teilnehmern, die dem Wetter und den speziellen Bedingungen standgehalten und zu einer gelungenen Tour beigetragen haben
Text: Jeannette Bühler Fotos: Jeannette Bühler, Regula Sager, Bernhard Gähwiler, Dominik Schild, Christoph Ruchti