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Ski TW 1 Silvretta

Samstag, 15. April 2023
Oder vom Frühling zurück in den tiefen Winter.

Vorwort:
Aufgrund der Schneemangellage auf der Alpensüdseite wechselten die Organisatoren das Tourengebiet vom Martelltal (Südtirol) ins Silvretta-Gebiet. Ein Entscheid, der mannigfaltige Auswirkungen hatte. Mehr dazu aber später.
 
Bereits die Anfahrt nach Klosters gestaltete sich interessant und abwechslungsreich: Der erste und früheste Bus in Uerkheim war verspätet und die Heitersberglinie war wegen Bauarbeiten gesperrt. Trotz allen Widerwärtigkeiten waren wir im Zug ab Zürich vollzählig (sieben TeilnehmerInnen und Bruno, unser bewährter Bergführer). Zwei TeilnehmerInnen starteten mit einem schmackhaften Cappuccino im Speisewagen und genossen die vorbeiziehende Landschaft. Ab Klosters brachte uns das Taxi zum Ausgangspunkt bei der Alp Untersäss. Losmarschieren konnten wir bei frühlingshafter Temperatur und noch hielt der bedeckte Himmel seine Feuchte bei sich. Mit fortschreitender Dauer nahm die Sonneneinstrahlung ab und der Niederschlag zu. Dank dem bereits gefallenen Neuschnee konnten wir zwei Rudel Gämsen und drei Steinböcke gut beobachten. Die Schlüsselstelle nach der Alp Sardasca forderte unsere volle Konzentration und Kraft. Dies blieb nicht die einzige Herausforderung: Aufgrund der um den Nullpunkt pendelnden Temperaturen bildeten sich hartnäckige ‚Schtogglen' (Schneeklumpen) unter den Skiern, die ein mehrfaches Eingreifen (Wachsen der Felle) erforderte. Mit zunehmender Höhe nahm auch die Neuschneehöhe zu, welche unserm Bergführer sehr viel (aber nicht alles) abverlangte. Nicht nur mit dem Spuren auch mit der Wegfindung war Bruno gefordert. Gegen 16 Uhr oder nach 5 h 30 erreichten wir die tief eingeschneite Silvrettahütte, wo wir vom jungen Hüttenteam, nach Absolvierung eines pedantischen Anmeldeverfahrens freundlich empfangen wurden. Ein nahrhaftes Nachtessen in der sehenswerten und sicher denkmalgeschützten Hüttenstube markierte den Tagesabschluss. Anschliessend wurden noch unzählige Wetter- und Tourenvarianten für den folgenden Tag engagiert diskutiert, während draussen Frau Holle ausdauernd die Kissen schüttelte. Bericht. Hans Widmer

Sonntag, 16. April 2023

Frühstück zum frühestmöglichen Zeitpunkt um 7 Uhr. Sonntagszopf, Birchermüesli, etc. - alles, was das Herz begehrt, ist vorhanden. Nachher geht das Planen los, wie und wann kommen wir, bei diesem vielen Neuschnee, sicher zur Wiesbadner Hütte rüber. Hans schlägt vor, heute ins Prättigau zu dislozieren, um dann am Montag ins Oesterreichische zu wechseln. Das Berggasthaus Sulzfluh wird uns als 8-er Gruppe heute Nacht aufnehmen. Der Silvretta Hütte mussten wir nur Fr. 10.- pro Person Entschädigung zahlen, weil die Hüttenwartin das Fleisch bereits aus der Gefriertruhe genommen hat. Sie hätte uns dieses Fleisch besser gestern schon zu den eher trockenen Teigwaren serviert. Bald spurt Bruno von der Hütte weg im 80cm tiefen Neuschnee los. Nachher Abfahrt von einer Markierungsstange zur nächsten Stange, die man aber nicht immer sehen kann. Bruno kennt gottlob die Richtung. Mit der Zeit verwandelt sich der Schnee in sogenannten «Beinbruch-Schnee». Zum Bremsen verlässt man einfach die Spur. Aber je nachdem wie tief sich die Ski eingraben, umso härter ist es, sie wieder hochzuwuchten. Die Schlüsselstelle, einem Bach entlang, passieren wir einzeln. Wir lassen die Felle auf den Ski, bis wir um 12.45 Uhr den Parkplatz erreichen, wo das bestellte Taxi gleichzeitig zufährt. Wir leisten uns dieses Taxi bis nach St. Antönien. Dort fellen wir bei leichtem Schneetreiben noch 1 ½ Stunden bis zum Gasthaus hoch, wo wir bald schon die Duschen geniessen und später ein feines Fondue. Bericht: Yvonne Ruesch und Co
 
Montag, 17. April 2023

Dank gutem Zureden von unserem Bergführer Bruno war das Frühstück bereits um 06:30 Uhr bereit, so dass wir um 7:15 Uhr losmarschieren konnten. Der Dauerniederschlag fand während der Nacht ein Ende. Gute Sicht auf die umliegenden Berggipfel erfreute unsere Seelen. Noch nie habe ich den Kessel von St. Antönien so unverspurt, so frisch verschneit angetroffen. Kurz nach dem Start erwartete uns bereits die erste Schlüsselstelle, galt es doch einen Bachlauf zu überqueren. Bruno gelang es, den Übergang (drei Baumstämme) so herzurichten, dass wir alle trockenen Fusses die andere Bachseite erreichten. Drei wegfliegende Birkhühner sorgten für eine Abwechslung während des wunderschönen Aufstiegs zum Spitzenbüel. Die Vorfreude auf die erste Abfahrt war riesig, die Freudenrufe verstummten aber nach der ersten Kurve sofort, hatte sich doch über Nacht eine brüchige Schicht gebildet (Plattenpulver). Nach einer Traverse über mehrere Neuschneerutsche galt es erneut die Felle zu montieren und nun begann der Anstieg zum Gargeller Joch / St. Antönien-Joch (2376 m). Sonne, Wolken und Niederschlag wechselten sich nun in loser Folge ab. Auf dem höchsten Punkt (Joch) verhinderten Wolkenfetzen die Sicht in die nähere und weitere Umgebung. Die Abfahrt verlangte unsere volle Aufmerksamkeit, denn es galt so gut und so lange wie möglich auf dem tonnenschweren Schnee zu gleiten resp. zu surfen und gleichzeitig der Spur von Bruno zu folgen. Entgegen allen Gewohnheiten nutzten wir die Ski-Piste für die Abfahrt ins Tal. In Gargellen folgte dann das grosse Aha-Erlebnis: Die Skisaison endete bereits am vergangenen Sonntag und am Montag war die Ortschaft wie ausgestorben: Kein Bus, kein Taxi, keine Restaurants, kein Kiosk, kein gar nichts. Halt: Das stimmt nicht: Das Mobilfunknetz funktionierte und über sieben Ecken gelang es Bruno dank Unterstützung des Tourismus Büros (im Home-Office) einen Taxiunternehmer zu überreden der uns acht Personen in einem VW-Bus bis zur Talstation der Vermunt-Bahn bei Partenen transportierte.

Mit Seilbahn und Tunnelbus gelangten wir auf die Bielerhöhe (ca. 2000 m). Nun galt es noch den Aufstieg zur Wiesbadener Hütte zu bewältigen. Die Route folgte zuerst der Ostseite des Silvretta-Stausees und dann durch das Ochsental südwärts und aufwärts zu unserem Tagesziel. Nach zweieinhalb Stunden und mehrheitlich recht müden Muskeln genossen wir das Bier und die Dusche erst recht. Dank einer geringen Hüttenbelegung gestaltete sich der erste Hüttenabend samt Morgenessen sehr angenehm. Bericht: Hans Widmer
 
Dienstag, 18. April 2023

Frühstück um 6 Uhr, Abmarsch um 6.45 Uhr. D.h. zuerst eine etwas mühsame Abfahrt 200 Höhenmeter runter. Abwechslungsreicher Aufstieg auf die Gletscherebene zwischen dem Kleinen und Grossen Piz Buin. Heute darf Bruno nicht spuren - er schaufelt uns dafür ein Podest im Ski Depot. Mit Steigeisen und Pickel ausgerüstet, steigen wir in drei Seilschaften zum Piz Buin hoch. Wunderbares Panorama auf dem windstillen Gipfel. Viele nutzen den Swisscom Empfang. Weniger schön präsentieren sich gegenüber die diversen braunen Abbruchstellen des kleinen Piz Buin, wegen deren die Tuoi Hütte geschlossen ist. Mehrsprachiger Gegenverkehr verzögert unseren Abstieg und verwirrt uns so sehr, dass wir die Stöcke liegen lassen. Einstieg über eine steile Rampe in eine herrliche Pulverabfahrt - wir sind dankbar, dass der angekündigte «Deckel» fehlt! Kurzer Gegenaufstieg auf die Grüne Kuppe. Dann fast direkte Fahrt zurück zur Wiesbadner Hütte. Hier verwöhnen wir uns mit Apfelstrudel und einer Dusche. Bericht: Yvonne und andere Teilnehmer

 Mittwoch, 19. April 2023
Unterwegs zwischen drei Ländern: Von der Wiesbadener Hütte zur Jamtalhütte
 
Der erste Blick aus dem Fenster war verheissungsvoll und damit war auch die Grundstimmung definiert: Das wird ein toller Tag! Entsprechend war der Andrang bei der Essensausgabe für das Morgenessen und dem Skiraum bedeutend grösser als am Vortag. Über eine tief verschneite, liebliche und leicht ansteigende Moränenlandschaft führte uns Bruno mit grosser Gelassenheit aber umso zielsicherer zum Übergang zwischen Ochsenscharte und Dreiländerspitz. Wir hatten die Wahl zwischen dem Dreiländerspitz und 'Genuss Skifahren'. Wir entschieden uns, nicht ganz überraschend, für die lockenden weissen leuchtenden Hänge und überliessen den Gipfel den bergwärts stürmenden französischsprechenden Jungspunden. Talwärts genossen wir fantastische Schneeverhältnisse über etwa 300 Höhenmeter und verschönerten den Hang mit unseren Spuren. Nun folgte der Aufstieg zur Hinteren Jamspitze (3155 m).  Erste Wolken verdeckten die Sonne immer öfters, dies mit dem Vorteil, dass sich die Schweisstropfen an einer Hand abzählen liessen. Das Skidepot konnten wir 20 Meter unter dem Gipfel erstellen. Ein kurzer Aufenthalt auf dem wolkenverhangenen Gipfel bildete den zweiten Höhepunkt des Tages.

Für die Abfahrt zur Jamtalhütte suchte und fand Bruno nochmals die optimale Abfahrtsroute (dies war der dritte Höhepunkt). Die Jamtalhütte ist eigentlich keine Hütte, sondern ein Berghotel mit praktisch allen erdenklichen Annehmlichkeiten (samt 4G), welche wir lebenserfahren Senior-AlpinistenInnen gerne in Anspruch nahmen. Mit einem kühlen Getränk stiessen wir auf diesen gelungenen Tourentag an. Danke Bruno!

PS: Diesen Bericht habe ich ohne Hilfe von Chat-GPT geschrieben, aber nach 3 Stangen Radler… Bericht: Hans Widmer

 Donnerstag, 20. April 2023

Frühstück um 7 Uhr, keine Minute früher. Alle Gäste sind zum gleichen Zeitpunkt da, aber es verteilt sich erstaunlich gut. Als erste Gruppe marschieren wir nach 7.45 Uhr los. Das Wetter hat sich verschlechtert, anfangs ist es jedoch noch trocken. Das Tempo wird den Erwartungen der Tourenteilnehmern angepasst. Im Schneetreiben erreichen wir das Kronenjoch. Obwohl die Aussicht auf gute Aussicht gleich Null ist, besteigen wir zu Fuss die Bischofsspitze. Schuhservice auf fast 3000 Meter über Meer. Im Blindflug, aufgereiht wie eine Perlenkette, erreichen wir bereits um ca. 12.30 Uhr die Heidelberger Hütte. Bevor wir die Gaststube betreten dürfen, müssen wir unsere Hüttenschlafsäcke abgeben: Zur Prävention von Bettwanzen werden diese in die Mikrowelle gesteckt. Mit dem Genuss von Flammkuchen, Schlutz-Krapfen, Mohntopfen Torte und diversen Getränken verkürzen wir den langen Nachmittag. Als Überraschung verwöhnt uns der Chef noch mit einem Zirpen-Schnaps zum Apéro. Draussen schneit und stürmt es. Bruno versichert uns, dass wir am Freitag bei jedem Wetter rüber nach Samnaun wechseln können. Bericht: Yvonne mit Inputs von anderen TL

 Freitag, 21. April 2023
 
Gespannt blickten wir am letzten Tag aus dem Fenster: Tief hängende Wolken versperrten den Blick auf die umliegenden Berge. Statt Sonnencreme ins Gesicht war Nebelbrille auf der Nase angesagt. Zuerst liessen wir uns aber von einem fantastischen Morgenessen verwöhnen. Mit Hilfe von Brunos Navigations- und Orientierungkünsten fanden wir den Weg über die Fuorcla Val Gronda (2750 m) und das Zeblasjoch (2538 m). Hier konnten wir die Felle zum letzten Mal im Rucksack versorgen. Erst jetzt verbesserte sich die Sicht langsam. Mit besser werdenden Sichtverhältnissen erhöhte sich die Kadenz unserer Schwünge und unserer Abfahrtstempi. Wir nutzten die ganze Breite der Piste. Glücklich und erleichtert stoppten wir unsere Fahrt um 10 Uhr 30 bei den obersten Häusern von Samnaun.

Eine spannende und aus meiner Sicht anstrengende Woche fand ein gutes Ende: Alle gesund und mit vielen tollen Erinnerungen zurück! Ein riesiges Dankeschön an Bruno, unseren Bergführer und Lotsen in allen Nebellagen und anderen kniffligen Situationen. Ein Dankeschön auch an Günter für die vorbereitenden Arbeiten.

Und wie überall gilt auch hier: Die Arbeit ist erst vollendet, wenn auch die Rechnung oder der Bericht geschrieben ist. Oder in unserem Fall: Wenn die WhatsApp-Gruppe erstellt, alle Fotos geteilt und alle SocialMedia-Kanäle bespielt wurden. Bericht: Hans Widmer