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Sommer Hochtourenwoche 1

Sonntag, 18. Juli 2021 - Anreise Cab. des Vignettes (3152)

Unsere diesjährige Tourenwoche 1 fand im Gebiet der Haute Route statt. Also reisten wir mit dem ÖV nach Arolla. Kurz vor halb elf Uhr versammelten wir uns zu viert in Zofingen. Nach und nach wurden wir mehr und in Spiez komplettierte Bruno Schläppi, unser Bergführer, die Gruppe auf sieben. Bei bestem und heissem Wetter nahmen wir kurz nach zwei Uhr den Aufstieg zur Cabane des Vignettes unter die Füsse. Zuerst noch im Wald, dann aber schon bald über Wiesen und die letzten 300 Höhenmeter über den Glacier de Pièce. Nach dem Hüttenzustieg war dann auch gleich allen klar, was uns diese Woche erwartet: Schönes Wetter, viel Schnee und eine atemberaubende Szenerie. Text: Beat Weber

Montag, 19. Juli - Pigne d'Arolla (3787)

Weil uns bereits der Aufstieg gezeigt hatte, dass 3.5 Stunden bergwärts gehen, nicht dasselbe ist wie Wandern im Flachland, haben wir uns entschieden, einen gemächlichen Start hinzulegen. Deshalb wählten wir die Pigne d'Arolla als Ziel für diesen Tag. Der Gipfel ist praktisch vollständig über einen «Schneewaggel» erreichbar. Die Aussicht in's Val d'Hérens ist prächtig und man kommt sich so richtig wie im Hochgebirge vor: umgeben von fantastischen 4000-ern und einem Wind, der immer wieder irgendwo Nebenschwaden findet, die für rasche Abkühlung sorgen. Zurück geht es zur Hütte, wo ein Mittagessen mit deftiger Käseschnitte wartet. Text: Beat Weber

Dienstag, 20. Juli 2021 - L'Evêque (3717m) - Wechsel zum Rifugio Nacamuli (2818m)

Am dritten Tag stand L'Evêque und der Wechsel zum Rifugio Nacamuli auf dem Programm. Da sich eine Person zur Rückkehr entschieden hatte, ging es nur noch zu sechst weiter. Zudem wurde entschieden den Westgrat auszulassen. Von der Cabane des Vignettes stiegen wir auf den Glacier du Mont Collon ab und kamen dank perfekten Bedingungen gut voran. Den Gipfel erreichten wir dann nach einer kurzen Kletterei. Danach erfolgte der Abstieg wieder auf dem Gletscher bis zum Sattel und von dort aus über den Col du Collon über die Landesgrenze zum Rifugio Nacamuli. Am Abend erhielten wir bei der Hütte noch Besuch von einigen Steinböcken. Text: Roger Flury

Mittwoch, 21. Juli 2021 - Mont Brulé - Rifugio Aosta

Der Tag in der Rifugio Namamuli begann, wie der Abend zuvor endete, mit einer herzlichen Begrüssung vor der Hütte, von fünf graziösen Steinböcken. Na ja, ganz freiwillig und wegen uns waren sie nicht da, der Hüttenwart lockt sie jeweils mit Salz an.

Am heutigen Tag stand eine Verschiebung ins Rifugio Aosta an. Jedoch mit Umwegen; über den Col de Collon nahmen wir die einfache, aber wunderschöne Steigung hinauf zum Mont Brulé, mit grandioser Sicht auf das Abenteuer was uns dem nächsten Tag bevorstand, dem Dent d'Hérens in Angriff. Über den langen Weg über den Col de la Division gings zur Rifugio Aosta, wo uns der Hüttenwart mit einem feinen Genepi begrüsste und kurz darauf mit einer Pasta versorgte. Text: Fabien Schlienger

Donnerstag, 22. Juli 2021 - Dent d'Hérens (4173 müM)

Auch dieses Jahr fällt die Königsetappe auf den Donnerstag. Wie es sich gehört für eine solche Tour, beginnt der Tag schon früh. Der sympathische Hüttenwart Diego beordert die Gipfelaspiranten um 02.30Uhr zum Frühstück. Alle Gäste in dieser Nacht - eine junge 2er-Seilschaft aus Österreich, zwei deutsche 2er-Seilschaften und unsere drei 2er-Seilschaften - versuchten sich heute am höchsten Zahn im Gebiet.

Im Licht unserer Stirnlampen führte der Weg über eine lange Moräne zum Glacier des Grandes Murailles. Nach einer guten Stunde auf dem Gletscher erreichten wir dann den Einstieg auf dem Westgrat. Die steile Rinne mit viel Schutt und Geröll war mit Stahlketten ausgestattet. Trotzdem haben wir uns gegenseitig gesichert, was sich gerechnet hat, weil die Ketten nicht durchgehend waren. Exakt zum Sonnenaufgang sind wir auf dem Grat angekommen, wie auch bereits im letzten Jahr auf dem Lagginhorn Südgrat. In angenehmer Kletterei im II-III Grad stiegen wir auf der Grenze Schweiz-Italien bis zum langen Firnfeld hoch. Auf circa 3750müM schnallten wir wieder die Steigeisen an und stiegen das 30-40° steile Feld hinauf. Vor dem kurzen Gipfelgrat gab es noch ein 40-45° steiles kombiniertes Gelände zum Überwinden. Angenehmerweise wurden dort circa alle 25m Sicherungsbügel montiert. Mit dem Matterhorn vor Augen liefen wir dann langsam und konzentriert über den luftigen Grat zum Gipfel. Die Aussicht auf das Monte Rosa Massiv war überwältigend. Nach einem Schluck Tee machten wir uns auch gleich wieder auf den Rückweg. Bei den steilen Stellen haben wir uns abgeseilt. Auch auf die Stahlketten am Grateinstieg haben wir verzichtet und uns direkt auf den Gletscher 30m abgeseilt. Die Sonne hat dem Schnee schon ordentlich zugesetzt, so dass wir bis über die Knie einsanken.

Nach knapp 11 Stunden sind wir im Refugio Aosta wieder mit einem leckeren Gläschen, hausgemachtem Génépi, empfangen worden. Glücklich und gesund haben wir unseren wohlverdienten Pastateller genossen und uns vor der Hütte, den Nachmittag durch, gesonnt. Text: David Suter

Freitag, 23. Juli 2021 - Cabane d'Aosta

Tagwache um 04:15. Schweigend wurde das spärliche Frühstück eingenommen. Punkt 05:00 nahmen wir den letzten Tag unter die Füsse. Der steile Aufstieg zum Col de la Division (P. 3314) liess den Puls nochmals hochschnellen. Dann in NW-Richtung leicht absteigend über den Glacier de Tsa de Tsan bis an den Fuss des Ausläufers Tète Blanche. Kurze Passage im Fels, nicht schwierig, aber in Folge vielem losen Material, vor allem im unteren Bereich, doch anspruchsvoll. Dann wieder auf den Gletscher, wo wir kurz vor dem Col des Bouquetins (P. 3348) die Schweizer Grenze überquerten. In leichtem Gefälle über den Glacier du Mont Miné, vorbei am Dents de Bertol, dann westlich haltend zur Scharte des Col de Bertol (P. 3264). Auf schmalem Felsband, nur zugänglich über Metallleitern, trohnt die Cabane de Bertol. Von hier in SW-Richtung weiter über die Schneefelder des Glacier de Bertol, wo wir auf ca. 2800 m die Steigeisen versorgen konnten. Nun auf Weiss-Rot- Weiss markiertem Wanderweg begann der steile Abstieg ins Val d'Arolla. Vorbei an Betonverbauungen im Fels, wo ein Pumpwerk angelegt ist, das den Bach in das 420 km2 Fläche umfassende Einzugsgebiet der Grand Dixence einbindet. Diese Wasserkraftanlage mit einem 100 km langen unterirdischen Stollennetz sammelt Wasser aus über 50 Gletschern. Der Zuleitungsstollen von Arolla in die 24 km lange Hauptleitung ist 312 m lang. Bei P. 2089 kommen wir auf die Fahrstrasse, welche parallel zum breiten Flussbett des La Borgne d'Arolla verläuft, und uns nach ca. 2.5 km zum Ausgangspunkt unserer Tourenwoche, nach Arolla führt.
 

Vielen Dank an Beat und Bruno für die Organisation und allen Teilnehmern für die gute Kameradschaft. Text: Hans Felber

Zum Abschied

Die Tourenwoche 1 fand zwei Wochen vor Beat Webers tragischem Unglück statt. Auch dieses Jahr hat er unsere Gruppe mit seinem unermüdlichen Elan, seinem bemerkenswerten Willen und seiner herzlichen Persönlichkeit bereichert und angetrieben. Der Verlust unseres geliebten Kameraden wird eine unschliessbare Lücke bilden. Obwohl Trauer und Schmerz momentan überwiegen, werden wir Beat in bester Erinnerung behalten. Wir sind dankbar, dass wir auch dieses Jahr wieder an seiner Seite wunderschöne Bergtouren erleben durften. Unser aufrichtiges Beileid gilt der Familie und den Angehörigen.

Roger, David, Hans, Fabien und Melanie