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Sommertourenwoche 2

Montag, 11.07.2016

Infolge des Wintereinbruchs in der Schweiz wurde kurzfristig das Programm am Sonntag 10.07.16 durch Walter Bertschi und unserem Bergführer Res Bieri abgeändert.
Ein kurzes Telefon am Sonntagnachmittag, dass wir um drei Uhr morgens ab Strengelbach und Richtung Aosta Tal fahren, sollte genügen. Also gab es eine kurze Nacht. Um drei Uhr ging es in Strengelbach mit sechs noch etwas müden Gestalten in zwei Autos Richtung Bern um unseren Bergführer Res aufzuladen. Ein Automatenkaffee musste reichen und so ging die Fahrt via den Grand-Saint-Bernard (natürlich Passstrasse) ins Aosta Tal. Endlich ein offenes Strassenkaffee und einen richtigen Kaffee mit einem Schoggi-Gipfel.
Wir wurden nun etwas eingeweiht in das überraschende Wochenprogramm und wussten nun, dass der erste Tag uns in einen Klettergarten in der Region Turin führen wird. Also wieder zurück ins Auto und ab.
Zum Glück gibt es heute in den Autos sogenannte Navigationssysteme, nur führt manchmal der kürzeste Weg auf etwas ungewöhnlichen Strassen die immer steiler und schmäler werden. Aber bald fanden wir unser Dorf und den Wegweiser zum Klettergarten. Das Dorf Traversella liegt auf knapp 827 m.ü.M. und ist das höchste Dorf im Chiusella-Tal. Nach einem steilen Aufstieg begegneten wir auch schon einem kleinen angeschriebenen Haus, das uns den Flüssigkeitsverlust wieder auffüllte. War es doch in der Zwischenzeit knapp halb zehn. Der Klettergarten fanden wir nach weiterer kurzer Marschzeit und wir begangen sofort unsere Fertigkeiten unter der Fachkundiger Leitung von Res aufzufrischen. Alsbald waren nicht nur Auf- und Abstieg gefragt, sondern Mehrseillängen wurden schnell in Angriff genommen.So konnten wir uns doch recht austoben und um vier Uhr nachmittags waren alle froh so langsam aber sicher unser Nachtlager im Hotel Miniere aufzusuchen. Nun war auch klar, warum wir noch Kleider für Hotelübernachtungen mitnehmen sollten.
Der erste Tag war bereits Geschichte und wir begaben uns nach dem Nachtessen müde aber glücklich zur wohlverdienten Nachtruhe.
Edi Roht
Dienstag, 12.07.2016
Unsere Tour führte uns weiter Richtung Süden. Via Turin, Pinerolo, Bibiana, Barge und Paesana fuhren wir durch das Piemonte ins Valle Po. Damit die Fahrer wach blieben, die Mitfahrer wach wurden und unser Bergführer einen wunderschönen Regenschirm kaufen konnte, legten wir in Crissolo eine Kaffepause mit den bekannten süssen italienischen Croissants ein.
In Pian del Re (2020 m.ü.M) packten wir unsere Tourenausrüstung und nahmen die etwas mehr als 600 Höhenmeter zur Hütte in Angriff. Bei feuchten und trotzdem warmen Bedingungen führte der Weg als erstes am Ursprung des Flusses Po vorbei.
Zwei Seen, einige Schneefelder, viel Gestein, kurzer Regen und Nebel begleiteten unseren Aufstieg in die Rifugio Quintino Sella (2640 m.ü.M.). Die Zeit bis zum Nachtessen nutzten wir für eine gemütliche Runde. Nach dem feinen Essen mit einem guten Glas Wein gab es noch eine kurze Repetition, wie man Seilschaften verbindet.
Gut gestärkt und mit aufgefrischten Wissen begaben wir uns dann frühzeitig zu Bett, um für den Gipfel vom Monte Viso bereit zu sein.
Thomas Stadelmann
Mittwoch, 13.07.2016; Monte Viso (auch Monviso genannt, 3841m)
Dieser Berg ist der südlichste Gipfel der Alpen mit über 3500m und er überragt die umliegenden Berggipfel um mehr als 500m. Entsprechend ist er auch sehr markant, von weither gut sichtbar und wirklich eine imposante Erscheinung. Mein erster Eindruck bei seinem Anblick war: oh Gott und da will (oder soll?) ich hinauf, ich bin ja im Klettern überhaupt nicht routiniert! Zum Glück hatte mir unser Bergführer Res nach unseren montäglichen Uebungen im Klettergarten jedoch Mut gemacht und gesagt, dass ich es schaffen müsste….
Also; wir standen um 3 Uhr auf, nahmen unser Morgenessen ein und verliessen die Quintino Sellahütte bei sternenklarem Himmel im Schein unserer Stirnlampen. Nach einem kurzen gemütlichen Einlaufen bis zum Ende des nahe gelegenen kleinen Sees ging es aber sofort steil bergauf. Wir bildeten 3 Seilschaften und stiegen in kettengesichertem Gelände - teilweise fast senkrecht - zu einer Lücke auf ca. 3000m hoch. Nach einem kurzen Abstieg querten wir in ein Tälchen zum Fusse der eigentlichen Aufstiegsroute zum Gipfel. Mit montierten Steigeisen bewältigten wir zuerst eine frühmorgens gut durchgefrorene Firnflanke bis zum Biwak. Danach war bis zum Gipfel klettern bis zum dritten Schwierigkeitsgrad gefragt, ab und zu unterbrochen mit Traversen von Restschneefeldern oder kurzen Aufstiegen in Schneeflanken. Diese konnten ohne Steigeisen aber mit Vorsicht und unter Einsatz des Pickels gut bewältigt werden. Von meinem Gefühl her zog sich der Aufstieg endlos hin…. Aber wir haben den Gipfel erreicht und konnten eine phantastische Aussicht geniessen. Wir sahen auch direkt hinunter zu unseren Autos und wussten, dass nun der Abstieg auf der gleichen Route via Hütte bis zu deren Parkplatz folgt. Vor diesem hatte ich noch grösseren Respekt als vor dem Aufstieg. Tatsächlich hat er mich nochmals gehörig gefordert und ich hatte unterwegs eine Krise zu bewältigen. Dank einer ausgiebigen Pause in der Hütte konnte ich mich aber soweit wieder erholen, dass ich den Rückweg zum Auto auch noch schaffte, obwohl es für mich zum Schluss ein Gefühl wie „gehen auf rohen Eiern“ war… Uebernachtet haben wir dann im nahegelegenen Dörfchen Ostana im Rifugio Galaberna. Es handelt sich hier um eine von einem italienischen Bergführer geführte schöne Herberge mit Duschgelegenheit. Diese haben wir rege benutzt, aber für den Test der grossen Kletterwand im Freien hatte nicht nur ich keine wirkliche Lust mehr….
Peter Jakob
Donnerstag, 14.07.2016
Morgen um 7 Uhr aufwachen im Hotelbett mit Blick auf die Spitze des Monte Viso. Die Luft ist glasklar, die Temperatur angenehm. Die Höhenmeter des gestrigen Tages sind noch spürbar. Gemütlich finden wir uns um 8 Uhr zum Morgenessen ein. Das Rifugio Galaberna wird von einem Bergführer betrieben, der neben der Terrasse eine eigene Kletterwand, und im Wald auch einen Seilpark eingerichtet hat. Regionale Köstlichkeiten runden den Gesamteindruck auf. Diese Adresse kann weiterempfohlen werden. Wir verlassen Ostana, (die Berggemeinde liegt auf 1200 m, in der Provinz Cuneo mit ca. 83 Einwohnern) und fahren nordwärts über das Aostatal (im Nordwesten Italiens) in das Seitental Valsaverenche. Im gleichnamigen Ort stärken wir uns mit einem kleinen Mittagessen für den bevorstehenden Hüttenaufstieg. In wenigen Minuten erreichen wir den Parkplatz von Praviou auf 1869 m. Auf einem gut ausgebauten Wanderweg durch lockeren Lärchenwald, gewinnen wir rasch an Höhe. Plötzlich aufziehende Wolkenfelder mit lokal gut sichtbaren Regenzonen ziehen durchs Tal. Die Temperaturen sinken merklich. Nach gut zweieinhalb Stunden erreichen alle das Rifugio Chabod auf 2750 m, noch bevor der Graupelschauer einsetzt. Es ist eine komfortable Schutzhütte, welche trotz Vollbelegung in guter Erinnerung bleiben wird.
Hans Felber
Freitag, 15.07.2016 - Abschlusstour Grande Paradiso
Tagwache ein bisschen früher als das Gros der Hüttenbewohner, machten wir uns 04:00 Uhr vom Refugio Chabod (2750m), auf den Weg zum Gipfel Grande Paradiso auf 4061m. Eine Stunde Anmarsch zum Gletscher, die Steigeisen anschnallen und weiter auf dem ewigen Eis (hoffentlich) über den Gletscher an Eisspalten und Brücken vorbei Richtung Gipfel. Im Osten zeichnete sich die Morgenröte ab und die Sterne verschwanden langsam im blaue des Himmels. Je höher wir kamen, wurde es empfindlich kälter, zusätzliche warme Schichten wurden montiert. Am Fusse des Gipfels blies und ein böenartiger eisiger Wind entgegen, geschätzte -15°, was das gehen nicht einfacher machte. Auf den letzten 100 Höhenmetern gesellten wir uns mit einigen Seilschaften zusammen, was auf dem Gipfel zu einigem Gedränge führte. Nach dem Gipfelfoto ca. 09:00 Uhr, seilte uns Res 10 Meter ab und so konnten wir ohne Stau den Rückweg antreten. Kurze Zeit später kamen wir auf der sonnen beschienen Seite des Geltschers an und nach einer kurzen Rast, waren die kalten Glieder wieder aufgetaut.
11:30 Uhr erreichten wir das Refugio Vittorio Emanuele. Ein grosses Bier wurde auf der Terrasse genossen, bevor es ins Tal ging. Kurz vor dem Parklatz verköstigen wir uns in einer umgebauten Alpwirtschaft, um die letzten Kraftreserven wieder aufzutanken. Um 15:30 machten wir uns über den Grossen St. Berhard auf den Heimweg, wo wir nach einem kurzen Kaffehalt, am Abend mit der dazugehörigen Müdigkeit, gesund ankamen.
Einen herzlichen Dank an unsere Chauffeure und Res Bieri, welcher kurzfristig die Tourenwoche nach Italien verlegt hat. Es war ein geselliger, kameradschaftlicher Anlass. Es hat alles gepasst.
Nebenbei, wir haben den höchsten Berg (Grande Paradiso 4061m) erklommen, welcher vollständig auf italienischen Boden steht.
Urs Lienhard